Zur Geschichte des Bauernschützenvereins bis 1928

Gründungsphase
Vorab einige erklärende Worte.
Der Bauernschützenverein Crommert besitzt im Gegensatz zu manch anderen Vereinen hier in der Gegend keine Unterlagen in Form von Protokollbüchern aus der Zeit seiner Gründung. Warum dies so ist, lässt sich heute leider nicht mehr nachvollziehen. Protokollbücher wurden meist von im Lesen und Schreiben kundigen Schützen geführt. Dies waren in den letzten 200 Jahren zumeist die Lehrer hier an der Marienschule in Krommert. Vom Lehrer Konrad Wehr 1928-33 und vom Lehrer Alois Seseke sind ihre Schriftführertätigkeiten bekannt. Und es wäre sehr verwunderlich, wenn nicht auch andere Lehrer in dieser Richtung tätig gewesen wären. Diese Lehrer wurden aber des öfteren versetzt und es ist durchaus möglich, dass sie ihre Unterlagen mitnahmen und vielleicht auch vorhandene Protokollbücher. (Es ist leider nicht mehr nachvollziehbar).
Der Bauernschützenverein Crommert beruft sich auf das Jahr 1628 als Jahr seiner Gründung. Um die Verhältnisse zu dieser Zeit besser zu verstehen, lohnt ein Blick in die Geschichte.
Mit dem Prager Fenstersturz begann 1618 der 30jährige Krieg, der im wesentlichen als Religionskrieg zwischen den Konfessionen große Teile Europas verwüstete. Zunächst spielte sich das Kriegsgeschehen in weiter Entfernung ab und erreichte erst vier Jahre nach Kriegsausbruch den münsterländischen Raum.
Im Herbst 1622 fielen Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld mit ihren Truppen in das Stift Münster ein. Bocholt wurde beispielsweise 1623 erobert und von den Truppen verwüstet. Große Probleme bereiteten damals den Feldherren die Versorgung und die Besoldung ihrer Truppen. Dabei darf man sich unter diesen Truppen nicht die professionellen Einheiten heutiger Zeit vorstellen, sondern vielmehr einen Haufen bezahlter Söldner unterschiedlichster Herkunft und Motivation, die den militärischen Führern teilweise über Jahre folgten. Diese Männer nahmen häufig ihre Frauen und Kinder mit auf die Feldzüge, so dass dem eigentlichen Heer ein ganzer Troß folgte.
Diese ungeheuren Menschenmassen zu versorgen wurde immer schwieriger. Den Söldnern blieb nichts anderes übrig, als zur Selbsthilfe, also zur Plünderung zu greifen. Diese plündernde Soldateska war das Hauptproblem für die Bewohner des ländlichen Raumes. Sie wurden zwar weitgehend oder sogar vollständig von Schlachten verschont, litten aber sehr unter den Plünderungen, denn sie waren diejenigen, die Nahrung in Form von Vieh und Feldfrüchten bieten konnten.
Ähnlich wie die Truppen des Christian von Braunschweig verhielten sich die mit den Schweden verbündeten Hessen während des schwedischen Krieges, die ab 1630 ebenfalls das Stift Münster heimsuchten. Diese für die Landbevölkerung schrecklichen Erlebnisse sind bis heute in Flurnamen gegenwärtig. So weist beispielsweise die Wegebezeichnung „Hessenspoor“ auf diese Zeiten hin.
Im geschichtlichen Zusammenhang dieser Ereignisse muss man die Bildung der Schützengesellschaften sehen. Sie waren für die Landbevölkerung etwas später als für die Städter ab dem 15. und 16. Jahrhundert in unseren Raum Wehrgemeinschaften und wurden zu dem Zwecke der Selbstverteidigung gegründet, um beispielsweise die Einwohner vor marodierenden Truppenteilen zu schützen. Besonders die Hessen und die Braunschweiger müssen dermaßen gewütet haben, dass sich der Fürstbischof von Münster dazu veranlasst sah, die Selbstverteidigung der Bevölkerung im Stift Münster zu professionalisieren und zu verstärken. Am 20. März erging die Forderung an alle Amtsrentmeister, „das Landvolk aufs Neue auszurüsten und in den Waffen zu üben.“
Am 18. Mai 1622 wiederholte er seine Forderung nach einer Reorganisation der Landwehr, welche durch die Bedrohungen des 30jährigen Krieges notwendig wurde.
Von 1627 - 1629 scheint die Belastung durch die marodierenden Heere der Hessen und Braunschweiger so zuzunehmen, dass der Fürstbischof immer stärker auf unterstützende Bewaffnung der Landbevölkerung drängte.
Am 7. April 1633 erließ er ein verbindliches Edikt zur Landeswehrverfassung im Oberstift Münster, wehrverpflichtet sollten vor allem geeignete Leute werden, die ein Verteidigungsinteresse hatten. Damit waren Bauern gemeint, die Eigentum besaßen.

„ Gegen fremdes Gesindel und feindliche Streitscharen sollten sich die Untertanen nach Ankündigung der Glocken mit Waffengewalt sperren.“
„Dann setzte man fest, daß die Bauern wöchentlich, im Mindestmaße aber monatlich gemustert werden sollten. Jeder Bauer war gehalten zur Musterung zu erscheinen.“

In diesem Zusammenhang findet sich den Akten des Staatsarchivs Münster unter der Bezeichnung Fürstentum Münster/ Amt Bocholt/ 303/ 304 eine „Musterungsliste“ aus den 1620er Jahren, in der folgende Eintragungen zu finden sind:

    Crommert
    Hoymer mortuus (tot)
    Jan Korttstegge muß eine Tasche haben.
    Weßelmann absens (abwesend)
    Gerdt Tewocht muß ein Gewehr haben
    Berndt Sonderkamp muß eine Tasche haben
    Henrich ten Homer muß eine Tasche undt deg (?) haben
    Kampe decumbit (krank darnieder liegend)
    Hermann Heßelink absens (abwesend)
    Berndt Voß muß eine Tasche undt deg (?) haben
    Berndt Henrich Hornßel absens (abwesend)et (ex?) agrotat (?)
    -----
    ...
    -----
    Altrhede
    Jan gerdt Sommerß muß ein gewehr und deg (?) haben
    Tonniß Vastall absens
    Jan wenning muß sich alleß anschaffen
    — muß eine Tasche haben
    Schmidtß Kamp absens — (abwesend)

Diese Liste kommt einer Bestandsaufnahme gleich und weist eindeutig darauf hin, dass die Männer bereits mit einem Gewehr, wahrscheinlich mit einer Hakenbüchse schossen. Diese Vermutung bestätigt sich durch weitere Eintragungen den Raum Vardingholt betreffend.

    gerdt Roters—(?) muß sich eine flinte undt Tasche anschaffen
    Ernst Kappenhag muß künftig companieren (an den Wehrübungen teilnehmen)
    gerdt— muß die Zinßpfanne renovieren larßen
    —muß den Zügel der flinte larßen machen
    —muß sich eine flinte anschaffen
    gerdt theweß(?) muß künftig erscheinen
    jan honerbohm muß in der münsterung (?) erscheinen
    wyyink jan ist krank worden
    schlade muß die pfanne larßen reparieren



Der Hinweis auf die schadhafte Pfanne der Flinte bedeutet die Benutzung einer Hakenbüchse auf deren Pfanne das Schießpulver gegeben wurde, um dann von einer glimmenden Lunte als Treibladung die Kugel aus dem Rohr schießen konnte. Die erwähnte Tasche wird wahrscheinlich zur Aufbewahrung von Pulver und Kugeln gedient haben.
In diesem Zusammenhang ist die Gründung des Bauernschützenvereins 1628 durchaus wahrscheinlich und als Reaktion auf die drückenden Verhältnisse der Zeit in Verbindung mit der Forderungen des Fürstbischofs zur Wiederbewaffnung zu sehen.
Nach dem Ende des 30jährigen Krieges verlieren allerdings die Schützenvereine immer mehr ihre Bedeutung als Selbstverteidigungsgruppe. Zum einem erklärt sich dieser Niedergang durch das Ende der kriegerischen Ereignisse und ist zum anderen bedingt durch die Professionalisierung der Wehrcompagnien.
Die Ausrüstung und Bewaffnung dieser Compagnien machte der Landbevölkerung aber große Schwierigkeiten, da sie nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügten um Waffen zu bezahlen. Durch fürstbischöfliches Edikt sind sie aber gezwungen, die Ausrüstung zu stellen und müssen sich so andere Wege zur Finanzierung suchen. Einen Versuch diese Barmittel zu bekommen, finden wir im Staatsarchiv Münster in der Akte Fürstentum Münster/ Amt Bocholt/ 1304 vom 25. März 1673:
    Zu Wißen sey hiermit von menniglichen, demnach bey diesen be-
    drängten geldtlosen Zeiten die Eingeseßenen der Bauerschaft
    Crommert zu Abzahlung restierenden Tractamentes (Löhnung), zu
    Bekleidung und Bewehrung (Bewaffnung)der Ambtz-Compagnien
    eine Summe Geldts nötig haben undt dazu nicht woll gehtan
    können, es sey dan, daß die gemeinte obenerwähnte Baurschaft
    den Zuschlag oder Sichtbrede (?) in Wülfing zu dem Ende
    distrahieren (veräußern) und verkauffen bevorab Ihro hochfürstl. Bischof (?)
    Zu Münster undt Corvey, unser allerseits gnädigster Fürst undt Her
    ein bewilligtes gnedigstes Rescriptum (Verfügung)ahn
    dero Bucholdische Beampten dießfalß abgehen laßen,
    Darvon der Anfang also lautet: Christoff Bernhardt
    unß liebe getrewe (per) Clausula concessionis (vorbehaltliche Genehmigung) nachdemalen
    auch zu rechtschaffener Bewirckung unsers obengezogenen
    gnädigsten Befehls als zur Zahlung restierender Tractamente
    zu Recrutierung auch zu Bekleidung undt bewehrung
    Ambtz - Compagnien ein Zinsblickes (?) ahn baren
    Mittelen von nöthen sein wirdt, undt ihn zu als solchen
    Mittelen bey gegenwärtigen ohn daß geldt klemmen
    undt beschwärlichen Zeiten auß dasigen Euch anvertrawen
    Ambte schwerlich gerhaten werdet, es sey dann daß in
    den Kirspels undt Marken einige Marken undt ge
    meine Gründen versilbert undt die Kaufgelder
    würklich employrt (eingesetzt) werden.
    Finis (Ende)geben Wahrendorf 25. Marty 1673
    Christoff Bernhardt (manu propria)
    So haben dan denen zu gehorsamster Folge die sempt-
    liche Eingeseßene „obengenannter“ Baurschaft Crommert bevorab
    die negste Interessirten, benenntlich Johan den Venne,
    Schulte Henrich Hoimer undt Berndt Lanckamp,den Zu-
    schlag oder Sichtbrede (?) in Wülfing, so in Zaun undt
    Wall stehet, auch lange Jahren gestanden, worin kein
    Viehe von die Gemeinheit kompt, zwey .... (Furken) Markens
    so ahn seine Käuferen Berndten Wülfings Erbgründen
    annstoßet, und der einer ... ahn Hoimers Busch undt
    der ander ahn Vehnen Grundt gelegen in einem stetn resten
    undt unwiderruflichen Erbkaufs bemelten Berndten
    Wülfing vor eine gewiße wolbezahlte Summe Geldts
    distrahiert undt verkaufft haben, wie dan auch in kraft
    dieses selbigen Ihnen Berndten Wülfing, seiner hausfrau
    Erben und Anerben erblich cedieren (abtreten) undt verkaufen
    Alles cum renunciatione omnium, exceptionis beneficorum
    et privilegiorum (mit Verzicht auf Ansprüche aller mit Ausnahme der Begünstigten und
    Bevorrechtigten) in guten Hänten sonder undt Argelist deßen zu mehrer undt Urkundt Vesthaltung haben
    hochfürstliche herren Beampten diesen Schein
    und Kaufbrief mit undergeschrieben auch vorbenannte
    negste Interessirten mit Vorwißen undt Consens (Zustimmung) denen sempt-
    lichen Crommerschen Eingesessenen, weilen dieselbige Schreibens
    unerfahren mit Ihrem respective Merckzeichen selbigen
    befestiget undt durch adhibirten (zugezogenen) Notar Einhorn ver-
    fertigen undt unterschreiben laßen. So geschen zu
    Bucholdt den 21. May anno 1673
    Wegen Johan ten Venne
    alß Ihro hochfürstlichen Gnaden Hofhörigen
    Henrich Hoimers,
    Berendt Lanckamps,
    Berendten Ebbings,
    Wolter Rolvincks,
    Johansen Weßelmanns,
    Johan Eßingholtz,
    Henrich Averkempings,
    Henrich Engings,
    Diriks Schmeincks,
    Alberten ten Wochts,
    Gerdt Wicherdings,
    Gerlachen Rümpings,
    Dies ist ... Merckzeichen
stand vor und hinter jedem Namen
Dieses Schriftstück ist wahrscheinlich so zu interpretieren, dass die Bevölkerung in Crommert nicht die nötigen Finanzmittel hatte, die aus ihren Reihen gestellte „Compagnie“ mit Kleidung und Waffen auszurüsten. In ihrer Not wandten sie sich an die bischöfliche Verwaltung, die ihnen am 25 März 1673 die Erlaubnis erteilt, „einige Marken undt gemeinen gründe zu versilbern.“
Die daraus gewonnen Kaufgelder konnten dann zum Kauf von Kleidung und Waffen eingesetzt werden. Im folgenden werden die betreffenden Ländereien beschrieben und im Anschluss wird das Schriftstück von den beteiligten Crommertern unterschrieben. Wobei darauf hingewiesen wird, dass die „Eingeseßenen weil dieselbige schreibens Unerfahren mit ihren ... merckzeichen ... bestetiget...“
Im Anschluss findet man viele bekannte Crommerter Namen.
(Hans Wessels)

Auszüge aus: Altertumsverein für Ramsdorf und Umgebung (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde des Kreises Borken. Jahrgänge 1-4. 1913. Jahrgänge 1, 8-10. 1.914.
Darin: Küper, A.: Schützengilden und Kleinodien in Borken Schmidt, F.: Heimatkalender des Kreises Borken 1926
Darin: Becker Cl.: von der St. Jacobi- und der St. Johannis-Schütterei in Altrhede. Heimatkalender des Kreises Borken 1955
Darin: Große-Vehnhaus Th.: Aus den Chroniken der Schützenvereine im Amtsbezirk Rhede Hagedorn W.: Rhede aus seiner Geschichte. 1951.
Müller H.: Von Schützenvögeln und Vogelschützen. 1982
Sauermann D.: Volksfeste im Westmünsterland. 1985.
Böhm W.: Gut Gezielt Schütze. Eine Kulturgeschichte des Schützenwesens. 1999.


Wenn oben berichtet wird, dass keine Schützenplaketten auf ein konkretes Jahr hinweisen, so kann man doch sagen, dass die Bauernschützen bis 1863 so eine Kette besessen haben, auf der höchstwahrscheinlich Daten und Zahlen angegeben waren.
Im weiteren Verlauf dieses Heftes wird noch über diese Kette und die Verbindung mit dem Bau der Pieta berichtet.
Ein weiterer Punkt, der hier angesprochen wird, sind die freien Bauern, für die es ja erst Sinn macht sich zu verteidigen. In dem Markenverkauf werden schon 13 Namen genannt. Es gab aber darüber hinaus noch mehrere Bauern in Krommert, die ebenfalls freie Bauern waren. Alle diese Bauern waren wahrscheinlich Mitglied der Schützengilde.

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Weitere Geschichte bis 1928
Aus den Berichten anderer Vereine des hiesigen Raumes ist uns bekannt, dass nur unregelmäßig Schützenfest gefeiert wurde. Da die Vereine/Gemeinschaften in vielen Teilen auch eine Art Bank darstellten, die ihren Mitgliedern Darlehen gewährten, war Festivitäten nur möglich, wenn das ausgegebene Geld wieder zur Verfügung stand.
Aus den Protokollbüchern des Schützenvereins Vardingholt Kirche wissen wir, dass in diesen Jahrhunderten nur 7- 8 mal gefeiert wurde. Auch bei uns dürfte das so gewesen sein.
Aus den Protokollbüchern des St. Johannes Schützenvereines Altrhede ist bekannt, daß in früheren Jahrhunderten auch einige der Krommerter Bauern in Altrhede mitfeierten.
Allgemeingültig dürfte sein, dass in den napoleonischen Zeiten, als zur Zeit der französichen Besatzung Westfalens, überhaupt keine Schützenfeste stattfanden.
In der Zeit danach regierte Preußen, daß für Festivitäten solcher Art wenig über hatte. Aus den Königslisten von Vardingholt Kirche, Spoler, Altrhede und Jakobi geht hervor, daß nur 5-6 Feste stattfanden.
Andererseits fällt in dieses Jahrhundert die erste Trennung innerhalb Krommerts.
Man kann davon ausgehen, dass, wenn Feste gefeiert wurden, sie nur noch auf wenigen Höfen stattfinden konnten, da die Zahl der Schützen zu groß wurde. Ob dies der ursächliche Grund für die Trennung des Renzelhooks vom Bauernschützenverein war oder ob andere Gründe vorlagen, lässt sich heute nicht mehr bestimmen.
Auffallend ist , dass die Trennung zeitgleich mit dem Bau der Pieta vollzogen wurde.
Festzuhalten bleibt, dass in den Zeiten in denen andere Vereine nur sehr wenige Feste feierten, sich in Krommert ein zweiter Schützenverein gründete.
Und dies geschah fünfzig Jahre später noch einmal mit der Gründung des St. Johannes Schützenverein Enckhook.
Eine tiefe Zäsur im Leben des Vereines dürfte dann der erste Weltkrieg gewesen sein. Auf den Tafeln am Ehrenmal und aus auf vielen Höfen vorhandenen Kriegsteilnehmertafeln ist ersichtlich, dass Krommert einen hohen Blutzoll zu entrichten hatte.
Schützenfest 1924
Königspaar: Josef Holdschlag und Paula Nobis

Sonntag, den 13. Mai 1928
Crommert. Zu einem glanzvollen Fest gestaltete sich das diesjährige Schützenfest, verbunden mit Fahnenweihe. Eine Reihe von Vereinen war der Einladung gefolgt, so der St.-Jakobi-Schützenverein Rhede, der Bürger-Schützenverein aus Krechting, der St.-Johanni-Schützenverein aus Altrhede, der Schützenverein vom Renzelhook und der Schützenverein aus Nordbrock.
Um 16 Uhr formierten sich die einzelnen Vereine zu einem geschlossenen Zuge und marschierten unter den Klängen von drei Musikkapellen zur Festwiese auf dem Gute Langkamp, wo in Form eines offenen Vierecks Aufstellung genommen wurde. Gleich darauf wurden die geladenen Ehrengäste und der Vorstand unter dem Geleit der Offiziere zur Tribüne geführt. Der Vorsitzende des Vereins, Th. Schulze-Böing, hielt eine Ansprache, in der er allen Festteilnehmern namens des Schützenvereins Ächterkrommert ein herzliches Willkommen entbot.
Besonders begrüßte er den Bürgermeister Dörner und den Gemeindevorsteher Anton Nienhaus und die Vorsitzenden der auswärtigen Schützenvereine, die so zahlreich erschienen seien und durch ihr Kommen gezeigt hätten, wo noch für Kameradschaft ein Herz schlage; sie alle könnten damit rechnen, daß der Schützenverein von Ächterkrommert gerne beitragen werde, die Bande der Liebe immer mehr zu festigen. Nachdem der Verein jetzt im Besitze einer Vereinsfahne sei, könne er es nicht unterlas sen, allen Spendern hierzu seinen herzlichen Dank auszusprechen, besonders Lehrer Wehr für seine Bemühungen um die Beschaffung der Fahne, ferner der Familie Langkamp für die gute Festspende, die sie gestiftet habe.
Er gab dem Wunsche Ausdruck, daß die Fahne, deren Hülle nun fallen werde, dem Verein stets ein Ehrenzeichen sein möge. Das Schützenfest soll ein Fest sein, bei dem Friedfertigkeit, Frohsinn, Manneszucht, Liebe und Treue zur Heimat gepflegt werden. In der Liebe und Treue zur Heimat solle die Fahne dem Verein allzeit voranwehen und die Mitglieder mögen immer beherzigen, was die Fahne in ihren Farben und ihrer Inschrift sagt: „Du trautes Land Westfalenland, 0 schirm dich Gott Westfalenland, 0 schirm dich Gott mein Heimatland“.
Dann fiel die Hülle. Der Vorsitzende übergab die Fahne an die Fahnenoffiziere des Vereins, während eine stramme Abteilung die ersten Ehrenbezeugungen angesichts der Fahne ausführte.
Bürgermeister Dörner beglückwünschte den Verein und die Gemeinde Crommert zu dem heutigen Ehrentage. Wohl wenige Vereine können auf eine so lange Vergangenheit wie dieser zurückblicken. Während des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648 ist er gegründet worden in den Zeiten schwerster Not und Sorge. Dann war er da, wenn fremde Plünderertrupps in der Gemeinde umherzogen, um dem wilden Rauben und Treiben Einhalt zu gebieten. So umschließt die 300jährige Vergangenheit des Vereins ein reges Band, sei es der Renzelhook, Enckhook oder Ächterhook. Im Namen der Gemeinde Krommert überreichte er dem Verein einen Fahnennagel. Namens des Jakobi-Schützenvereins überreichte Johann Wedding einen Fahnennagel, namens des St.-Johannis-Schützenvereins Altrhede Bernhard Tebrügge, namens des Krechtinger Bürger- Schützenvereins Heinrich Kuhlmann, namens des Schützenvereins Renzelhook Josef Overkämping.
Darauf intonierte die Musikkapelle das Deutschlandlied. Im Anschluß daran fand ein Parademarsch in Gruppenkolonne vor den Ehrengästen statt. Mit dem Einrücken der Vereine in das Festzelt war dann der offizielle Festakt vorbei. Noch lange blieben alle Schützenbrüder in Fröhlichkeit mit dem festgebenden Verein zusammen, bis lieblicher Nachtigallengesang an ihr Ohr drang und sie zur Heimkehr mahnte. Die neue Fahne ist von der Firma A. Steiger aus Köln hergestellt. Die Vorderseite ist aus grünem Samt, umrahmt von einem Eichenkranz, in der Mitte befindet sich das Westfalenwappen, ein springendes Pferd in rotem Felde. Unten ist das Wappen des Vereins angebracht, so wie es noch in alten Papieren vorgefunden wurde. Die Inschrift auf der Vorderseite lautet „Bauernschützenverein Crommert“. Auf der Rückseite stehen die Worte „Du trautes Land Westfalenland, 0 schirm dich Gott mein Heimatland“.
Am Montagmorgen, 9.00 Uhr, traten die Schützen zum Zug zur Vogelstange an. Nach hartem Kampf errang Johann Seggewiß die Königswürde, der sich Fräulein Nobis-Bienheim als Königin erwählte. Das Fest, das am Dienstag sein Ende erreichte, verlief in allen Teilen und an allen Tagen vorzüglich.